HEILIGE IKONEN
Die Ikone ist mit einem Fenster zu vergleichen, das den Blick frei macht; so sagt Florenskij zur Mariaikone: „Wie durch ein Fenster sehe ich die Gottesmutter, die Gottesmutter Selbst, zu ihr selbst bete ich, von Angesicht zu Angesicht, und keineswegs zu ihrer Abbildung …Es gibt ein Brett mit Farben und es gibt die Mutter des Herrn Selbst. Ein Fenster ist ein Fenster, und das Brett der Ikone ist Brett, Farben, Firnis. Aber jenseits des Fensters ist die Gottesmutter Selbst zu schauen; jenseits des Fensters – die Vision der Reinsten Jungfrau.“ (Florenskij, Ikonostase, 76)
Für Florenskij wäre die Kirche ohne die Ikonostase vom Altar wie durch eine geschlossene Wand getrennt: „die Ikonostase aber schlägt Fenster in die Wand, und durch ihre Scheiben sehen wir – zumindest können wir sehen -, was hinter ihnen vorgeht, wir sehen die lebendigen Zeugen Gottes„.
Der Altarraum ist also für Florenskij kein leerer, sondern ein von der Gegenwart der himmlischen Welt erfüllter Raum, der sich dem geistigen Auge erschließen will:
„Die Ikonostase ist eine Vision. Die Ikonostase ist eine Erscheinung der Heiligen und der Engel, eine Angelophanie, eine Erscheinung der himmlischen Zeugen, und vor allem der Muttergottes und Christi Selbst im Fleisch – der Zeugen, die verkünden, was jenseits des Fleisches ist.“
(Florenskij, Ikonostase, 68f)
Der Nimbus der Heiligen zeigt einen Abglanz der Herrlichkeit Gottes, der in gewissen Augenblicken der frommen Ekstase auch sichtbar wahrgenommen werden kann.
Ein Augenzeuge, der den Hl. Johannes (Sergijev) von Kronstadt, beim Zelebrieren der Liturgie erlebt hatte, beschrieb ihn wie er nach dem Kommunionsempfang wirkte: „Sein Gesicht leuchtete gewissermaßen, gab gewissermaßen einen Schein ab. Jetzt verstehe ich gut, was der Nimbus, der auf den Ikonen um das Haupt heiliger, gottwohlgefälliger Knechte gemalt ist, bedeutet.”
DIE GESCHICHTE DER TRICHEROUSSA
Das Leben des eben zitierten Hl.Johannes von Damaskus (Kirchenvater des 8ten Jahrhunderts) ist mit dem Original der in unserer Gemeinde empfangenen Maria-„Tricheroussa”-Ikone sehr eng verknüpft.
Johannes von Damaskus, der in der Zeit des Bilderstreits lebte, kritisierte durch Predigten und Schriften, die er verfaßte, die ikonoklastische (ikonenfeindliche) Politik des Kaisers Leon Isaurus. Dieser beschloß, Johannes zu bestrafen und befahl dem Gouverneur der Stadt Damaskus Johannes die rechte Hand abhacken zu lassen, was auch durchgeführt wurde.
Nach der Exekution durfte er seine praktisch tote Hand behalten. Es wird überliefert, daß er, unter starken Schmerzen, die ganze Nacht vor einer Ikone der Mutter Jesu inbrünstig betete, bis er darüber einschlief. Währenddessen träumte er von der Heiligen Mutter Gottes, die ihm im Gloria mitteilte: „Deine Hand ist geheilt, gehe in Friede und tue das, was du versprochen hast”. Er hatte nämlich versprochen, für den rechten Glauben geistig zu kämpfen.
Als er wach wurde, fühlte er keine Schmerzen mehr und die Hand war wieder hergestellt. Zur Erinnerung an dieses Wunder goß er eine silberne Hand und legte sie unterhalb der rechten Hand Marias auf die Ikone. Diese silberne Hand klebte fest und war somit von der Ikone unabtrennbar, die deshalb die „Dreihändige” (= Tricheroussa) genannt wurde.
Die ganze Stadt Damaskus, in der Johannes bekannt und sehr beliebt war, feierte, während er sich in das Kloster vom heiligen Savvas begab, wo er sein ganzes verbleibendes Leben als Mönch verbrachte und seine berühmten patristischen Werke niederschrieb. Die Ikone hatte er dorthin mitgenommen.
Sie blieb mehrere Jahrhunderte dort, bis im 13. Jahrhundert ein Bischof aus Makedonien, dem sie geschenkt wurde, die Ikone in das Chilandar Kloster auf den Berg Athos brachte. Seitdem ist diese Ikone dort und steht auf dem Sitzplatz des Abtes. Ein Abt wird in dem Kloster seit damals nicht mehr gewählt. Die Aufgabe als Äbtissin hat Maria, die Mutter Jesu, in diesem Kloster selbst übernommen und zwar durch diese Ikone.
Die Größe der Ikone der Maria in unserer Gemeinde ist originalgetreu. Diese Kopie ist die einzige, die sich in Mitteleuropa befindet. Die Ikone stellt ein Stück lebendiger Kirchengeschichte dar, und ihre Ausstrahlung ist mehrmals in Kirchenkunstabhandlungen beschrieben. Sie ist „die Tricheroussa von Wiesbaden” und zweifellos ein bedeutender Segen für die Stadt Wiesbaden.
Um das von Erzpriester Georgios Papassalouros vorgetragene Troparion der Tricheroussa anzuhören, klicken Sie auf das untere Symbol.
Troparion Panagia tis Tricheroussas.mp3
DAS LEBEN DES HEILIGEN GEORGIOS
Der Heilige Georgios wurde im 4 Jahrhundert in Kappadokien (Kleinasien) von christlichen Eltern geboren. Sein Vater erlitt für Jesus das Martyrium. Wegen seiner zahlreichen Talente, wurde der junge Georgios Offizier der römischen Armee. In dieser Zeit begann Kaiser Diokletian die größten Verfolgungen gegen die Christen. Georgios hatte seinen Glauben zum Jesus trotzdem mutig bekannt. Der Kaiser versuchte mit Versprechen für eine große Karriere, Georgios umzustimmen.
Georgios wollte aber Christus treu bleiben und gehorchte dem Kaiser nicht. Da ließ Diokletian ein Riesenrad bauen und setzte Georgios darauf. Als sich das Rad drehte, kamen Messer und schnitten den Leib von Georgios auf. Nachts im Kerker aber heilte ihn Jesus wieder.
Der Kaiser zwang Georgios, eiserne Schuhe mit Nägeln innendrin zu tragen und viele Runden im Stadion zu laufen. Alle Leute verspotteten und fragten ihn: „Wo ist dein Gott, der dir helfen würde? Er hat dich im Stich gelassen!”
Jesus aber hat wieder Georgios von den eisernen Schuhen befreit und geheilt. Danach befahl der Kaiser Georgios in einem großem Topf mit heißem Wasser und Kalk zu werfen. Das heiße Wasser aber schwappte auf die Soldaten. Am Ende schlug Diokletian selbst mit dem Schwert den Kopf von Georgios ab.
Georgios bekam von Christus den Kranz des Sieges über die Welt und wurde von Ihm im Himmel empfangen, von dem aus er uns bis heute hilft und viele Wunder wirkt.
Wir feiern den Hl.Georgios immer im Frühling, wenn die Natur ihre eigene Auferstehung erlebt, weil er im Frühling seines Lebens, wegen des Glaubens am auferstandenen Christus und an seiner eigenen Auferstehung, alles, was den heutigen Menschen beeindruckt (Karriere, Geld, Schönheit), verlassen hat. Deswegen wird nicht nur sein Gedächtnis, sondern auch seine lebendige Anwesenheit ewig bleiben.
DAS TROPARION DES HEILIGEN GEORGIOS
„Befreier der Gefangenen, Fürsorger der Armen, Arzt der Kranken, Trophäenträger, Großmärtyrer Georg, bitte Christus Gott, dass Er unsere Seelen rette.“