Der Hl. Johannes Chrysostomus verglich die Kirche mit einem Hafen oder einem Sanatorium, in dem der von der Sünde verletzte Mensch Stille und Heilung findet. In der Kirche und in ihrem Grundstein, der Gemeinde, gibt es keinen Unterschied zwischen dem Sklaven und dem Freien, dem Fremden und dem Einheimischen, dem Alten und dem Jungen, dem Weisen und dem Ungebildeten, dem einfachen Bürger und dem Adligen, dem Mann und der Frau, sondern jeder Titel und jedes Alter und jedes Geschlecht werden im selben Taufbecken getauft, sie haben dasselbe Blut (Jesu Christi) in ihrem Leib durch die Hl.Kommunion und genießen dieselbe Reinigung von den Sünden… Die Kirche ist kein Gericht, das die Haftung der Sündigen sucht. Die Kirche bietet Vergebung für unsere Sünden, Freude und schließlich unsere Rettung in Christus.
In der Gemeinde gibt es einen gemeinsamen Tisch, den heiligen Altar, an dem eine für die Gläubigen gemeinsame „Mahlzeit“ von Gott angeboten wird. An dieser „Mahlzeit“ der Hl.Kommunion nehmen die Christen teil wie eine Familie. Die Gemeinde ist eine Familie mit einem Vater, dem geistlichen Vater, dem Priester. Und genau wie alltägliche Streitigkeiten die Einheit der Familie nicht zerstören können, so können auch kleine Differenzen und die menschliche Vielfalt in der Kirche die Einheit des familiären Lebens nicht zerstören.
Eine solche Familie, einen Hafen im Meer der Fremde, bildet die Gemeinde des Heiligen Georgios in Wiesbaden-Biebrich am Rhein. Hierzu finden die emigrierten Griechen und orthodoxe Deutsche, Wärme und Zuflucht in der Odyssee des Lebens.
Die Gemeinde wurde in den sechziger Jahren gegründet. Sie gehört zur Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland und Exarchat von Zentraleuropa (Metropolit von Deutschland: Seine Eminenz Augoustinos in Bonn).
Die Hellenen (wie sich die Griechen selbst nennen), brachten ihren glühenden Glauben (Vertrauen) an Gott und das geistliche Reichtum ihrer griechisch-orthodoxen Kultur mit in die Fremde. Eine ihrer ersten Bemühungen war es eine Kirchengemeinde aufzubauen um die Koinonia (Gemeinschaft) mit Gott und ihren Brüdern zu erleben und gemeinsam die Liturgie, die Quelle des Lebens und der Freude, zu feiern.
Seit 1975 ist Erzpriester Georgios Papassalouros in der Gemeinde, die sich bis Koblenz, Limburg und Rüsselsheim erstreckt, tätig. Er hat auf dem Berg Athos viele Jahre lang die „gebetete Theologie“ und die urchristlich-klösterliche Lebensweise erfahren. Nach seinem Studium an der Universität Athen bekam er das Diplom der theologischen Fakultät.
Der erste Anbetungsort der Gemeinde war die Evangelische Oranier-Gedächtnis Kirche (1968) und kurz danach das Erdgeschoß der Luther Kirche in Wiesbaden, das wegen seiner Einrichtung und der Wärme des Kerzenlichtes einer urchristlichen Katakombe ähnlich war.
Wie Luther seine Liebe für die Hellenen in seiner Namensänderung (von Ludher zu Luther, Elutherius = der Befreite) ausdrückte, so hat auch die evangelische Schwesterkirche ihre freigiebige christliche Liebe für die griechische Gemeinde durch ihre 25jährige uneigennützige Gastfreundschaft gezeigt.
Der erste Markstein in der Geschichte der Gemeinde war die Ankunft der grossen wundertätigen Ikone der Maria Tricheroussa (die Dreihändige) im Jahr 1994, die auf dem Berg Athos mit Askese und Gebet von Eremiten nach dem gleichnamigen Original vom serbischen Athos-Kloster Chilandar, gemalt wurde.
Ein Jahr danach, konnte die orthodoxe Gemeinde mit der Gnade Gottes durch die Vermittlungen der Gottesgebährerin, ein altes Gebäude am Rhein in Wiesbaden-Biebrich, genau da wo die meisten Griechen leben und arbeiten, erwerben. Dieses Gebäude, das früher als Turnhalle, Kino und Restaurant diente, wurde in nur einem Jahr, und mit der persönlichen Mühe und den Spenden aller Mitglieder der Gemeinde, zu einer wunderschönen christlichen Kirche umgestaltet.
Die Gemeinde hat den großen Segen die Reliquien von zehn wohlbekannten Heiligen und ein Stück des lebenspendenden Kreuzes Christi zu besitzen.
Die Gemeinde „Hl.Georgios Wiesbaden-Mainz“ bildet heute einen Ort, wo jeder unabhängig von seiner nationalen und ideologischen Identität Heilung und Heiligung finden kann. Sie bemüht sich mit Gebet und Bescheidenheit unter dem Obdach des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, ein tatkräftiges Zeugnis der Liebe und der Freiheit, ein „Leuchtturm“ der Auferstehung Christi und der Hoffnung am Ufer des Rhein zu sein.